„Dreams are my reality“

2022-02-19

Eigentlich trägt das Bild ja den Titel „Approaching Storm“, aber „Dreams are my reality“ passt besser zum Thema. Das schöne, aber furchtbar schmalzige Lied aus dem Film „La Boum – Die Fete“ von 1982, die älteren erinnern sich…

Fotografischer Impressionismus

Tatsächlich soll es heute um „unreale“ Bilder gehen. Da kann man dazu stehen, wie man will, für mich ist das ok, wenn es erwähnt wird. Eigentlich sind praktisch alle Bilder „Bildmanipulationen“, sei es die Belichtung die angepasst wird, der Weißabgleich oder auch nur der Kontrast.
Problem hierbei ist, dass die Kamera „anders“ sieht als das Auge – und das was wir sehen, von unserem Gehirn nochmals anders interpretiert wird. In der Erinnerung war ein Sonnenuntergang dann eben noch mal bunter, als das auf dem Bild direkt aus der Kamera den Anschein hat.
Andere Dinge sind in der Kamere „real“, aber werden von uns nie so gesehen werden, wie z.B. Bilder der Milchstraße, Sonnensterne, manche Aurora-Ereignisse oder Langzeitbelichtungen mit „weichem Wasser“ oder „verschmierten Wolken“. Aber auch Kurzzeitereignisse wie „eingefrorene“ Wassertropfen.

Mein Frau meint immer „Aber so hat das doch gar nicht ausgesehen“ und damit hat sie natürlich auch recht – aber meist habe ich es genauso „gefühlt“ – ich würde es mal als „fotografischen Impressionismus“ bezeichnen.

Eine andere Kategorie sind Composite- Aufnahmen, also Aufnahmen, bei denen Elemente verschiedener Bilder verbunden werden. Manche Kategorien sind ohne Composite gar nicht möglich, wie getrackte Astroaufnahmen mit Vordergrund (hier muss der Vordergrund immer extra aufgenommen werden). Auch beim Stacken werden mehrere Bilder verknüpft.
Noch einmal anders sieht das bei Dingen wie ausgetauschten Himmeln, eingefügten Sonnen, Monden oder Ähnlichem aus. Da bin ich absolut kein Fan davon.
Durch die richtige Perpektive wird genauso „manipuliert“ und bei den meisten Bildern von bekannten Spots wäre vermutlich ein Blick aus der entgegengesetzten Blickrichtung, auf der man sieht, wie sich zig Fotografen hinter einem Geländer tummeln, im Hintergrund der Parkplatz, ziemlich ernüchternd…

Auf diesem Bild wurde der Baum und die Wolkenfront getrennt aufgenommen und erst in Photoshop zusammengeführt. Im Prinzip wäre das Foto auch „natürlich“ so möglich, aber dafür müssten ein paar Zäune und Hochspannungsleitungen abgerissen und mehrere Häuser gesprengt werden. Das erschien mir für die eine Aufnahme dann doch übertrieben…

Bei einigen Bildern meiner Bäume sind Straßenpfosten im Weg, diese lassen sich herausziehen, Äste und Grashalme lassen sich abbrechen, Blätter lassen sich entfernen. Ist es dann überhaupt „Fake“ wenn ich die erst nach der Aufnahme in der Postproduktion entferne, statt vor Ort? Das Resultat ist das selbe, für den betroffenen Baum oder den Straßenverkehr finde ich das Entfernen in Post aber die verantwortlichere Lösung.

Die Bilder für das heutige Bild sind mit weniger als 5 min Abstand in einer räumlichen Distanz von ein paar Metern aufgenommen worden. Den Baum habe ich mit umgerechnet 24mm aufgenommen, der Himmel ist ein (Freihand-) Panorama aus 8 Hochkantbildern mit umgerechnet 135mm.

Fujifilm X-S10, XF16mmf1.4 (Baum) und XF90mmf2 (8 Bilder hochkant als Panorama)

Der Baum wurde freigestellt und in Photoshop als Ebene auf dem Panorama platziert.
Die Lichtrichtung ist identisch, daher musste ich da nichts anpassen.
Mir gefällt das Bild, aber trotzdem werde ich immer daran denken müssen, dass es „nur“ eine Bildkomposition ist.

Wie seht ihr das Thema? Kommentiert doch das doch gerne!

Tipp

Was ist „real“? Wie kann ich das zeigen, was ich in dem Moment gefühlt habe? Wie weit erlaube ich mir zu gehen um eine Bildidee zu verwirklichen? Was ist „noch hinnehmbar“, was ist „Fake“?

Diese Fragen sollte jeder für sich klären, der eine räumt erst mal vor Ort den Spot auf, der andere will den „natürlichen Zustand“ dokumentieren, der dritte fotografiert natürlich und „räumt“ erst bei der Bildbearbeitung „auf“.

Ein Kommentar zu „„Dreams are my reality“

Gib deinen ab

  1. Mir gefällt nicht nur die Komposition, sondern ich kann mich auch noch an den Song so wie den Film erinnern, dem konnte man sich in der damaligen Zeit aber auch nicht entziehen, In allen Medien der Zeit war das Omni präsent.
    Aber Scherz beiseite. Ich kann mich dir da nur anschließen. du hast die Intuition für das Bild und führst aus,
    Ich denke auch, man soll sowenig wie möglich das Bild “ verbessern“ aber wie du geschrieben hast sieht die Kamera nicht wie das Menschliche Auge. Störende Elemente so wie du sie beschrieben hast, Die von der Blickführung des Betrachters ablenken, dürfen weg.
    Gruß Thomas

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