Ungleiche Vettern – ein Vergleich von Tamron 100-400 und Nikkor Z100-400 am Z-System

Erst spät ist Nikon mit einem langen Telezoom für das Z-System rausgekommen, dem Nikkor Z 100-400mm 1:4,5-5,6VR S.
Ein Z 200-600 steht noch auf der Roadmap, das wird aber kein „S“-Objektiv sein, daher wohl etwas günstiger.

Zum recht teuren Z 100-400 gibt es aber natürlich auch Alternativen mit F-Mount Anschluss, die via FTZ-Adapter angeschlossen werden können, zum einen die hauseigenen AF-S 80-400 und AF-S 200-500, zum anderen die 100-400 der beiden Fremdhersteller Tamron (Tamron 100-400mm F/4.5-6.3 Di VC USD) und Sigma (Sigma 100-400mm F5-6,3 DG OS HSM Contemporary).
Ansonsten gibt es noch die Optionen über andere Adapter zu gehen und entweder Canon EF Zooms wie das Canon EF 100-400mm F4.5-5.6L is II USM über einen Commlite oder Fringer-Adapter oder aber Sony Linsen (Sony FE 100-400mm f/4.5-5.6 GM OSS) bzw. Fremdlinsen mit Sony- E- Anschluss (Sigma 100-400 (andere Konstruktion als die F-Version), Tamron 50-400) über den Megadap-Adapter anzuschließen.

Die Variante mit dem Sigma 100-400 für E hatte ich mal ausprobiert, war aber nicht restlos zufrieden. Die Varianten mit dem originalen EF oder dem Sony lohnen sich nur, wenn man die Objektive günstig gebraucht erhält – oder bereits hat. Ansonsten liegen die preislich zu nahe am Z 100-400 um hier die Nachteile der Adapterlösung (AF-Probleme, mechanisch nicht ideal, fehlende Abdichtung, evtl. Probleme mit zukünftigen Firmwareversionen).

Da ich das Tamron 100-400 bereits seit einiger Zeit in Benutzung habe und die Resultate eigentlich sehr befriedigend sind, wollte ich nun doch mal das „hochgelobte“ Z 100-400 testen um zu sehen, wie groß die Unterschiede ausfallen.

Beide Objektive sind selbst gekauft (das Tamron gebraucht), das Nikkor bei der aktuellen 10% Aktion, so dass hier niemand Einfluss auf das Ergebnis des Tests genommen hat und auch keine wirtschaftlichen Abhängigkeiten (weder zu Tamron wie auch zu Nikon) bestehen. Dennoch:
Es werden Marken genannt, daher würde ich den Beitrag rein rechtlich dennoch als „Werbung“ einstufen.

Äußerlichkeiten

Äußerlich gibt es große Unterschiede, das Z100-400 ist deutlich massiger als das Tamron, es ist ohne die Streulichtblende ca. so dick wie das Tamron mit.


In der Länge gibt es nur einen sehr geringen Unterschied 250mm (Tamron + FTZ 2) und 242mm (Nikkor) – in meinen Atlas von Athlete Pack passen zumindest beide, das Tamron etwas knapper. Wobei man das Tamron für den Transport natürlich kompakter bekommt, indem man den FTZ-Adapter demontiert (-2,8cm). In der Literatur liest man was von 222mm beim Nikkor – das ist aber an der Kamera montiert und ohne Objektivdeckel. Für den Transport würde ich den aber schon gerne montieren…

Auch gewichtsmäßig gibt es Unterschiede. Mit/ ohne Stativfuß wiegt das Tamron 1491g/ 1317g, das Nikkor 1532g/ 1449g.
Der Stativfuss ist beim Tamron nicht serienmäßig, dieser hier ist von „ishoot“ und durchaus benutzbar (und mit Arca-Swiss-Profil).



Features

Hier hat das Nikkor deutlich mehr zu bieten. Zwar sind beide staub- und spritzwassergeschützt und beide besitzen einen Stabilisator (VR), aber sonst sind die Unterschiede groß. Das Tamron bietet einen VR-Schalter sowie einen AF/ MF/ Limiter (frei Einstellbar via Dockingstation), dazu einen mechanischen Lock-Schalter.
Das Nikkor Z 100-400 S bietet einen AF/MF Schalter, Limiter (Full oder Fernbereich), Multi-Funktions-Drehring (ich habe den mit der Blende belegt), Mini-Display (Blende, Fokus, Brennweite), eine L-FN und 4 (verteilte) L-FN2- Tasten. Einen Lock hat das Nikkor nicht (braucht man aber eigentlich auch nicht, zumindest noch gibt es keinen „Lens-creep“.

Die Sonnenblende des Nikkor hat eine Tulpenform und einen Sperrknopf, die des Tamron ist gerade. Einen „Eingriff“ für Polfilter haben beide nicht.

Was noch auffällt, der Zoombereich des Tamron erfordert ca. eine 120° Drehung des Handgelenkes (schwierig!), während das Nikkor mit ca. 80° von 100 auf 400mm kommt.

Das Tamron hat noch einen „klassischen“ Fokus, während das Nikkor „Fokus by wire“ hat, ersteres funktioniert auch ohne Strom und man kann auf der Skala direkt die Entfernung ablesen, dafür bietet das Z aber ein Display. Mit Fokus-by-wire lassen sich dafür auch die Fokusrichtung oder Geschwindigkeit einstellen (übers Kameramenü).
Durch den F-Mount passt das Tamron auch an ältere Nikon DSLR oder per Adapter (mit AF!) an andere Kamerasysteme, wie z.B. meine Olympus- MFT – Kameras.

Was Telekonverter angeht, so gibt es für das Tamron bisher keine zufriedenstellende Möglichkeit. Die F-Telekonverter von Nikon (TC14E, TC17E, TC20E) passen mechanisch nicht, der 1,4x von Kenko passt, ist aber optisch und vom AF her nicht wirklich befriedigend. Ob der originale TC von Tamron (Tamron TC-X14) passt, dazugibt es im Netz verschiedene Angaben, auf der Homepage von Tamron ist er zumindest nicht mehr zu finden.
An das Nikkor passen die Z- Telekonverter (TC 1.4x und TC2.0x), wobei zumindest der 1,4x recht gut performen soll – der kostet aber fast so viel wie das Tamron alleine…

Werte

Bei den Werten weichen beide Objektive etwas von einander ab, beide haben 100-400mm und beginnen bei f/4.5
Tamron
f/4.5 von 100-120mm
f/4.8 von 120-135mm
f/5.0 von 135 – 160mm
f/5.3 von 160-200mm
f/5.6 von 200-250mm
f/6.0 von 250-300mm
f/6.3 ab 300mm

Nikkor
f/4.5 von 100-125mm
f/4.8 von 125-185mm
f/5.0 von 185-270mm
f/5.3 von 270-350mm
f/5.6 ab 360mm

Generell ist das Nikkor über den Großteil des Bereiches also ⅓ bis ⅔ Blenden lichtstärker als das Tamron.

Ebenfalls Unterschiede gibt es bei der Naheinstellgrenze und dem maximalen Abbildungsmaßstab. Ich persönlich nutze diese lange Teles gerne für „Pseudomakros“ von Tieren mit Fluchtdistanz wie Libellen oder Schmetterlinge.
Während das Tamron über den ganzen Brennweitenbereich mindestens 1,5m weg bleiben muss (was manchmal recht ärgerlich ist), kommt das Nikkor bei 400mm auf 98cm, bei 100mm sogar auf nur 75cm.
Der maximale Abbildungsmaßstab ist dagegen unterschiedlich.
Tamron 1: 3,6
Nikkor 1: 2,6

Bei meinem Test bin ich aber auf etwas andere Werte gekommen, bei 400mm an der Naheinstellgrenze konnte ich einmal 108mm eines Zollstockes bildfüllend hinbekommen (entspricht 1:3), beim Nikkor sogar 89mm (entspricht 1:2,5). Trotzdem ein Vorteil fürs Nikkor.

Auch die Bildstabilisator des Nikkor arbeitet deutlich besser, Nikon gibt hier 5,5 EV an, Tamron verzichtet da auf Angaben.
Ich würde aber mindestens 1,5- 2 EV Unterschied annehmen.

Das Filtergewinde unterscheidet sich um 2 Größen- das Nikkor hat 77mm, wie auf beim Z70-200mm oder dem idealen Partnerobjektiv, dem Z24-120mm. Auch das Z 20mm hat die 77mm.
Eine sehr schöne Landschaftskombi für alle Motive: Z20mm – Z24-120mm – Z100-400mm

Das Tamron hat (wie fast alle Tamron) ein deutlich kleineres Filtergewinde von 67mm, auch das hat Vorteile.
Auch hier gleich wie beim Z17-28mm, dem Z28-75mm sowie dem Z24-200mm.

weiter mit dem optischen Vergleich und Fazit in Teil 2!

Kommentare sind geschlossen.

Bloggen auf WordPress.com.

Nach oben ↑