Test des Leofoto LS-284 CEX

– oder „Das ideale Bergstativ – Teil 7″

Das „ideale“ Stativ werde ich wohl nie finden, aber ich nähere mich an… (hier zurück zu Teil 1)
Naja, „ideal“ wird es nicht geben. „ideal für mich“ wohl auch nicht. Maximal „fast ideal für mich für diese Anwendung“…

Transparenz: Das Stativ habe ich „ganz normal“ für mich im Fachhandel (hier Foto Koch) gekauft und ich hatte bisher auch noch nie Kontakt zu Leofoto!

Mit dem Sirui AM-254 war ich eigentlich recht zufrieden, da gibt es nur Kleinigkeiten die mich stören. Zum einen gibt es hier als Anschluss für Spikes kein übliches ⅜“ Gewinde (⅜“-16), sondern eines mit einer anderen Steigung (Feingewinde), daneben ist es relativ niedrig. Mit dem Leofoto LS-254C (oder dem im Prinzip identischen RF-254C , das ist die meist etwas günstigere „Ringfoto“-Variante) könnte man das Problem der „Spikes “ lösen.

Warum ich da Wert drauf lege? Für ⅜“ bekommt man lange Spikes (z.B. Stilettos) aber auch Rockclaws in diversen Ausführungen. Die habe ich teilweise auch. Von Sirui sind zwar neben den Gummifüßen Spikes dabei, aber das war es auch schon mit dem Angebot an „anderen“ Füßen.

Das Leofoto RF-254C ist sogar noch etwas leichter als das Sirui, preislich dafür etwas höher. Leider nur preislich, die geringe Höhe von knapp über 1,25m ist bei beiden gleich. Nun gibt es von Leofoto noch eine deutlich größere Auswahl an Stativen. Das LS- 284C wäre stabiler (und schwerer), aber auch nicht wirklich höher.
Sehr viele Stativhersteller nutzen diese Art der Namensgebung:
„25“ für den Durchmesser der Hauptrohre und „4“ für die Anzahl der Segmente. Manche Hersteller hängen da auch noch ne „0“ dran, also 2540.

Die Stabilität eines 284 (28mm Beine, 4 Segmente) mit längeren Beinen, das wäre es doch – und so etwas gibt es auch, sogar mit einem nivellierbaren Kopf. Das LS-284 CEX!

Es gibt auch ein LS-285 CEX (ebenfalls 28mm Durchmesser aber 5 Segmente, damit eine kürzere Transportlänge aber geringere Stabilität).

Das LS-284CEX im direkten Vergleich zum Sirui AM-254

Das Leofoto LS-284 CEX hat die selben Rohrdurchmesser wie das reguläre LS-284C, allerdings sind die Rohre länger, dadurch ist das die Transportlänge größer, aber eben auch die Arbeitshöhe.

Genaue Daten:

  • Transportlänge 56cm
  • 1334g
  • Arbeitshöhe 148,5cm
  • Beine 28/ 25/ 22/ 19 mm
  • Beinwinkel: 23°/ 55°/ 85° (hier findet man aber verschiedene Angaben, 22°, 23° und sogar 25°)
  • Nutzlast 8kg (andere Angabe 10kg) (das 284C mit anderem Kopf hat 12kg, die Beine sind also nicht das Problem)
  • Nivellierbarer Kopf +/- 15°
  • Preis: €325 (Liste: €529)

Die Besonderheit des Statives ist die nivellierbare Basis die man um +/- 15° in alle Richtungen neigen kann. Durch einen verstellbaren seitlichen Hebel lässt sich die (angenehm) schwergängige Halbschale neigen.

Die Basis selbst hat 50mm Durchmesser, verfügt über eine sehr gut ablesbare Libelle- auch mit montiertem Kopf. Mir gefallen auch die 3 Fixierschrauben mit denen der Kopf auch ohne „anknallen“ sicher fixiert werden kann. Diese Option fehlt z.B. dem Sirui AM-254 aber auch dem Leofoto LS-284C. Andere Stative haben hier teilweise nur eine Fixierschraube -was besser ist als keine- aber den montierten Kopf immer seitlich etwas anhebt. Der passende Inbusschlüssel wird – wie alle erforderlichen Inbusschlüssel- natürlich mutgeliefert.

Seitlich findet sich noch ein ¼“ Anschluss für Zubehör wie Blitze, Monitore, … Durch ein Ausschrauben der Adaptereinlage kann man auch ⅜“ Zubehör nutzen.

Die Drehverschlüsse sind griffig und benötigen kein Vierteldrehung zum öffnen oder schließen. Ein Öffnen aller 3 Segmente mit einer kurzen Drehung des Handgelenks ist überhaupt kein Problem.

Es gibt keinen festen Haken für Zusatzgewicht, aber Leofoto liefert einen unten in der Basis einschraubbaren Karabiner mit, daneben jede Menge Inbusschlüssel und das geniale Multitool mit Flaschenöffner…

Was das Stativ nicht bietet, das sind abgedichtete Verschlüsse, da muss man zum Leofoto LP-284C „Poseidon“ oder LA-284C „Athena“ greifen. Denen fehlen aber der Nivellierkopf und vor allem die Höhe. Andererseits lassen sich die Segmente sehr schnell auseinander nehmen und nach Salzwasserkontakt reinigen. Die Distanzhülsen sind einteilig, das macht die Montage und Demontage sehr einfach. Das ist bei anderen Stativen teilweise deutlich fummliger (Novoflex), noch mühsamer bei den Stativen mit zweiteiligen Distanzhülsen.

Stativfüße

Was die Füße angeht, so setzt Leofoto hier (yeah!) auf Standard ⅜“ UNC, so dass hier eigentlich alle Nachrüst-Füße problemlos passen. Von Leofoto werden hier sehr große und massive Gummifüße sowie ein Satz Spikes mitgeliefert. Ich habe hier aber gleich einen -wie ich finde praktischeren – Satz montiert. Leider scheint es den nicht mehr im Handel zu geben, ich habe ihn vor 3 Jahren mal über Ebay gekauft (€33, schaut mal bei Aliexpress o.Ä. nach „FITTEST Edelstahl Stativ Einbeinstativ Spike für Manfrotto Gitzo RRS Rock Klaue 3/8 Zoll Gewinde und UNC3/8 Schraube 9 stücke“).
Hier sind Spikes mit einem zusätzlichen Gewinde versehen, auf das man wahlweise die Gummifüße oder aber auch kleine Rockclaws aufschrauben kann.

Die Kombifüße sind in Summe leichter und müssen dazu nicht erst ummontiert werden. Die Claws sind eine nette Zugabe und auch deutlich leichter als „klassische“ Rockclaws.

Neben diesen Kombifüßen habe ich auch noch lange Spikes mit Gummifuß (Leofoto TFS), bissige große Rockclaws oder auch Spikes mit Schneetellern.
Hier mal das Gesamtsortiment:

V.l.n.r. : Leofoto TFS, „Kombifüße“, Spikes mit Teller (Rollei), Rock Claws (hier China noName, gibt es aber auch von RRS oder als Leofoto TFC)

Der Kopf

Es ist beim LS-284 CEX kein Kugelkopf im Lieferumfang, es gibt hier auch keine fertigen Sets. Hier ist man also frei in seiner Auswahl. Dank der nivellierbaren Plattform gibt es hier auch keine wirklichen Einschränkungen. Egal ob Kugelkopf, Getriebeneiger, oder auch Gimbal, Zweiwegeneiger oder Videokopf, alles geht, Gerade die letzten drei profitieren deutlich von der nivellierbaren Basis, sonst müsste man das hier mühsam über die Beinlänge justieren.

Ich will hier zwei Optionen vorstellen, einmal einen leichten Zweiwegeneiger (Artcise VH 1 R) und einmal eine minimale Lösung mit Drehteller.

Ich persönlich bin kein riesiger Freund von Kugelköpfen, eher Getriebeneiger – aber das wären dann noch mal +700 -800g. Da ich eigentlich stets einen L-Winkel nutze brauche ich den Kugelkopf nicht unbedingt und es reicht eine Bewegung um eine Achse aus. Den „Horizont“ stelle ich ja mit der Nivellierung ein und „Hochkant“ erledigt der L-Winkel (oder der Stativfuss am Tele).

Hier nutze ich einen „Artcise VH 1R“ Zweiwegeneiger. Theoretisch soll er für 20kg (!) ausgelegt sein, aber das halte ich für stark übertrieben. Allerdings wiegt er gerade mal 181g und ist im Prinzip die kleine Kopie des Leofoto VH-30 (€220) bzw. Sunwayfoto DT-03 (€100) Eine bessere aber schwerere und viel teurere Version wäre der Acratech Panoramic Head (€650). Von „Evumo“ gibt es da auch noch günstigere in dieser Art. Mit dem EVUMO Mini Stativ Stativkopf (€43) scheint es ein annähernd baugleiches Modell des Artcise VH1R zu geben.

Ein netter, leichter 2-Wege-Kopf mit 2 Wamsserwaagen, einem soliden Hebel für die Achse und 2 Panormaplatten. Dazu natürlich Arca-Swiss-Konform. Selbst die Z7 mit dem Z100-400 und 2x TK ist da kein Problem. Für meinen L-Winkel brauche ich Arca quer, für den Stativfuß am Z100-400 Arca-längs. Beides kann ich schnell umstellen, da muss man bei allen anderen genannten Neigern (außer dem Leofoto VH-30R) zuerst mal umschrauben, bei einigen sogar mit Inbus…

Gesamtsystem

Mit Gesamt 1516g kommt das System aus Leofoto LS-284 CEX, Artcise Neiger und Kombifüßen nur knapp über die 1,5kg Marke und baut 62,5cm hoch. Dafür komme ich auch auf max 155cm und min 17cm, Für mich ist das mit Kamera sogar fast schon ein paar Zentimeter zu hoch – kein Vergleich zum AM-254,

Für die Verwendung mit Panoramaplatten ideal!

Alternativaufbau

Erfahrungsgemäß braucht man den vollen +/- 90° Bereich eines 2-Wegeneigers (oder Kugelkopfes) nur selten.
Das Stativ bietet ja eine +/- 15° nivellierbare Basis, das reicht schon für sehr vieles aus. Zumal man bei mehr sowieso stürzende Linien riskiert.

Ich habe also auch mal den Versuch gemacht, das Stativ nur mit einem Drehteller zu kombinieren. Da habe ich dann ebenfalls einen Arcs-Swiss Anschluss, wie bei einer reinen Schnellspannklemme – zusätzlich aber auch noch eine Drehachse und zumindest die Möglichkeit für einreihige Panoramaaufnahmen.

Damit habe ich nur noch 1409g, eine Baulänge von 56cm und trotzdem eine Höhe von fast 150cm. Die Mindesthöhe sinkt auf niedrige 11cm.

Ideal ist das Setup dann, wenn ein Panoramkopf ins Spiel kommt. Hier sind dann problemlos uns stabil mehrreihige Panoramen möglich.

Der geniale und superkleine PocketPano Vario

Nutzung

Perfekt nivelliert, ohne Aufwand…

Ich finde die Kombis beide sehr gut nutzbar. Mit dem Panormateller ist das Stativ immer noch hoch genug, dazu etwas stabiler und leichter. Leider auch weniger variabel einsetzbar.

Leider baut das 284CEX um ein gutes Stück länger als das AM254, ist aber noch im Rahmen.
Mit dem Panormateller only ähneln sich beide an.

Endlich ein Stativ, dass
– ohne Mittelsäule daherkommt
– dennoch volle Höhe aufweist
– verhältnismäßig leicht und kompakt ist
– sehr solide baut
– eine Nivellierfunktion hat
– leicht zu reinigen ist
– hochwertig verarbeitet ist
– mit Fremdfüßen kompatibel ist

Kritik

Tja, wie immer gibt es auch kleinere Kritik. Zum einen ist die Verstellung des Beinwinkels etwas schwergängig, man muss das Bein erst etwas entlasten (=nach innen drücken) bevor man den Riegel ziehen kann.
Dann gibt es keine Beinummantelung. Das ist eigentlich kein großes Problem, bei Alu werden die Beine im Winter gefährlich kalt, das ist hier bei Carbon nicht so, aber mich stört da eher die Empfindlichkeit, wenn man (wie im obigen Bild) das Stativ am Rucksack transportiert. Hier reiben die Gurte und v.a. Schnallen oder Reißverschlüsse gerne mal Kratzer rein. Ist nicht schlimm, aber auch nicht schön.
Hudson Henry (der in seinem Shop übrigens die Kombi LS-284CEX mit Acratech Panoramakopf anbietet) empfiehlt hier Lenkerband vom Rennrad. Ich habe es erst mal mit selbsthaftendem Tape in Camo ausprobiert.

Kostet gerade mal 11g Gewicht und vielleicht 1-2€ fürs Band. Sieht aber gleich sehr „Naturfotoprofimäßig“ aus…

Fazit

Alles in Allem eine sehr schöne, leichte und stabile Kombi mit wenigen Einschränkungen. Klar, stabiler und höher geht immer, aber da ist man schon auf recht hohem Niveau. Leichter und billiger geht natürlich auch immer. Aber manche Dinge schließen sich eben aus.

Geringes Gewicht – hohe Stabilität – niedriger Preis : Such dir 2 davon aus, 3 geht nicht..

Wer lieber mit einem klassischen Kugelkopf arbeitet, der ist vermutlich mit einem der „nicht CEX“ Modelle besser bedient, allerdings sind die meist deutlich kürzer.

Wer weniger Geld ausgeben will, der ist sicher auch mit dem Leofoto RF-254C oder RF-284C (oder den identischen LS- Modellen) sehr gut bedient (€250- 280 mit Kopf), Wenn es günstiger sein soll und einem Gummifüße und kurze Spikes ausreichen, dann sind die Sirui AM 254 und AM284 hier praktisch identisch und noch etwas günstiger zu bekommen.

Wenn es noch leichter sein soll, dann schau dir auch mal das Leofoto LS/ RF-224C an. Für unter €200 bekommt man hier ein -laut der seriösen Testseite „The centercolumn“ ein ziemlich stabiles und mit unter 1kg (inkl. Kopf) auch sehr leichtes und kompaktes Stativ. Immerhin hat es (Standard-) ¼“ Füße, für die man auch vielfältiges Zubehör bekommt (z.B. von 3LT).

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